Interview mit Julia Breithor anlässlich ihrer Schenkung an die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen
Im Interview mit Nikolaus Zumbusch, Stab des Vorstandes und Sprecher der Stiftung Findeisen, spricht Julia Breithor über ihre Schenkung von rund 330 sorgfältig kuratierten Büchern an die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen.
Die Bücher und Bildbände stammen aus dem Nachlass ihrer Eltern Helma und Rolf Ristau, die über viele Jahre hinweg Bildbände, Kataloge und Fachbücher aus aller Welt gesammelt haben. Julia Breithor betont ihre Freude, dass die Sammlung nun an einem zentralen Ort zu finden ist und von internationalen Gästen der Stiftung genutzt werden kann. In dem Interview beschreibt sie ihre persönliche Verbindung zu Köln, der Stadt, in welcher ihr Vater studierte und seinen Abschluss zum Grafikdesigner machte. Sie hofft, dass die Gäste der Stiftung die Bücher entdecken und genießen und hebt den besonderen Wert des haptischen Erlebnisses eines Buches im digitalen Zeitalter hervor.
»Ich wünsche mir, dass Gäste hier am Bücherregal entlangschlendern, sich ein Buch herausnehmen und sich die Zeit dafür nehmen, in dem einen oder anderen Werk zu blättern.«
VIDEO: Interview mit Julia Breithor anlässlich ihrer Schenkung an die Stiftung
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Transkription des Interviews
Das Interview wurde am Freitag, den 24. Mai 2024, im PENTHOUSE der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen geführt und aufgezeichnet.
Nikolaus Zumbusch:
Liebe Julia Breithor, schön, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Wir sind hier im Penthouse der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen. Dank Ihres Engagements verfügen unsere Stiftung und unser Penthouse hier im Zentrum von Köln über eine sorgfältig kuratierte Sammlung von rund 330 Büchern. Was war Ihre Motivation, Ihre Idee? Warum haben Sie diese Bücher, die glaube ich aus dem Nachlass Ihrer Eltern (Helma und Rolf Ristau) kommen, an die Stiftung gegeben?
Julia Breithor:
Es ist schön zu wissen, dass die Sammlung beisammen bleibt. Sie ist über viele, viele Jahre hinweg entstanden. Meine Eltern haben auf ihren Reisen oder nach Ausstellungsbesuchen gerne Kataloge mitgebracht und deswegen ist es einfach schön zu wissen, dass diese Sammlung und Erinnerungen erhalten bleiben. Ich denke, die Sammlung passt einfach thematisch zu der Stiftung, denn es sind Werke aus der ganzen Welt. Auch hier, in der Stiftung im Penthouse, sind Gäste aus der ganzen Welt und wenn diese Gäste sich ein bisschen Zeit nehmen und sich mit einem der Bücher hinsetzen und das genießen können, dann freut mich das sehr. Tatsächlich habe ich den Bruder von Ulrich Findeisen (Rüdiger Findeisen, 10.6.1941 – 10.9.2019) auf Kuba kennenlernen dürfen. Ich habe zusammen mit meinem Mann eine Reise mit der Architektenkammer gemacht und in dem Zusammenhang durfte ich ihn kennenlernen. Da entstand dann auch die Verbindung zur Stiftung.
Nikolaus Zumbusch:
Wie klein die Welt doch ist! Gab es denn auch eine Verbindung zu der Stadt Köln seitens Ihrer Eltern oder Ihnen?
Julia Breithor:
Ja, seitens meines Vaters. Er hat ab 1963 an der Werkkunstschule Wuppertal, an der Kunsthochschule Kassel und der Kölner Werkschule studiert und hat immer sehr geschwärmt von seiner Studienzeit hier in Köln. Da haben sie wohl einiges angestellt.
Nikolaus Zumbusch:
Da hängen natürlich dann ganz andere Erinnerungen dran, als wenn man „nur“ eine Reise zu einem Ziel macht und einen Teil seines Lebensweges auch hier verbracht hat.
Julia Breithor:
Das stimmt, mein Vater hat 1967 auch hier in Köln seinen Abschluss zum Grafikdesigner bei Professor Werner Schriefers gemacht.
Nikolaus Zumbusch:
Nun verfügen wir über diesen großen Schatz – eine sehr, sehr sorgfältig kuratierte Auswahl an Büchern für unsere Gäste. Die Gäste der Stiftung, die dann hier nach Köln kommen, um ihre Studienarbeiten zu machen, können somit auf die Bibliothek zugreifen. Was erhoffen Sie sich persönlich durch die Weitergabe der Bücher?
Julia Breithor:
Ich wünsche mir, dass Gäste hier am Bücherregal entlangschlendern, sich ein Buch herausnehmen, etwas entdecken und vielleicht etwas Neues mitnehmen. Sich einfach die Zeit dafür nehmen, in dem einen oder anderen Werk zu blättern.
Nikolaus Zumbusch:
Eine gute Überleitung – ich habe hier auf der einen Seite das analoge Buch, auf der anderen Seite leben wir in einer digitalen Welt. Wäre es nicht einfacher, alles einfach nur im Internet digital anzugucken?
Julia Breithor:
Ich glaube, die Digitalisierung ist wichtig. Wir kommen da auch nicht drum herum, aber dieses haptische Gefühl, ein Buch oder einen Bildband zu erleben, sich damit in Ruhe hinzusetzten, das ist schon etwas Besonderes und wir sollten aufpassen, dass wir das nicht verlieren.
Nikolaus Zumbusch:
Das ist ja auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Ist ein Buch, das 100 Jahre im Bestand ist, oder vielleicht noch länger, nachhaltiger als ein digitales Werk?
Julia Breithor:
Ich empfinde jetzt auch die Schenkung als sehr nachhaltig.
Nikolaus Zumbusch:
In der Tat, das ist sie.
Julia Breithor:
Denn es landet nicht auf dem Müll.
Nikolaus Zumbusch:
Ich möchte noch einmal zurückkommen – wir haben ja einige Bücher hier, wir sind vorher auch am Regal gewesen und haben die ein oder andere Erinnerung hervorgeholt. Gibt es spezielle Bücher, bei denen Sie sagen, da hängt ein besonderes Erlebnis dran, das ich hatte?
Julia Breithor:
Ja, das Besondere findet man bei fast jedem Buch, das man aufschlägt. Da sind Zeichen meiner Mutter Helma Ristau drin, denn sie hat immer zu Ausstellung die entsprechenden Zeitungsartikel gesammelt und auch die Eintrittskaten mit in die Bücher gelegt – das finde ich das Schöne daran und das macht es sehr persönlich. Ich habe das große Glück, dass meine Eltern mich von Kindheit an mitgenommen haben, auf Reisen und zu Ausstellungen, ich bin damit groß geworden. Es wurde immer ein Buch, ein Exemplar der jeweiligen Ausstellung, mit nach Hause genommen und Zuhause noch einmal darüber gesprochen. Ich habe mit drei oder vier Jahren meinen Buggy über die Documenta in Kassel geschoben – ich bin sehr, sehr dankbar, dass meine Eltern mir diese Erfahrungen mitgegeben haben und auch das Interesse und das Gespür für Kunst, Kulturen und Design.
Rolf Ristau
New York – 1978
Helma Ristau
New York – 1978
Nikolaus Zumbusch:
Frau Breithor, ich habe zum Schluss noch eine Frage an Sie. Wir haben hier eine besondere Auswahl an Büchern von Ihnen bekommen, aus einem großen Fundus. Wie ist die Auswahl der Bücher abgelaufen, gab es Besonderheiten bei der Auswahl, die Sie getroffen haben? Haben Sie auch Werke behalten und wären Ihre Eltern, aus deren Nachlass ja die Bücherstiftung an uns kommt, mit der Auswahl zufrieden gewesen?
Julia Breithor:
Mit meiner Auswahl zufrieden?
Nikolaus Zumbusch:
Ja, mit Ihrer Auswahl!
Julia Breithor:
Ich denke schon. Also mein Mann und ich sind am Bücherregal entlanggeschlendert und haben für uns unsere Schätze rausgesucht und die sind bei uns Zuhause. Das ein oder andere Buch gab es auch doppelt, weil ich den Katalog auch gekauft hatte. Ich bin mir sehr sicher, dass meine Eltern gerade dort oben feiern und sehr, sehr froh sind, dass ihre Bücher einen so tollen Platz gefunden haben.
Nikolaus Zumbusch:
Jetzt habe ich doch noch eine zweite letzte Frage an Sie. Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, hatten meine Eltern von Robert Högfeldt, das war ein großer Zeichner und Dichter, ein Buch, das habe ich als Kind geliebt und mir immer wieder angeguckt. Ich habe gehört, Sie hatten auch so ein Buch, ich glaube, das war eine Illustration?
Julia Breithor:
Richtig, das ist „Birds“. Das sind Illustrationen von Vögeln, ein recht umfangreiches und schweres …
Nikolaus Zumbusch:
Ein dicker Wälzer?
Julia Breithor:
… genau, ein Wälzer, ein schweres Exemplar, das liegt auch hier. Das freut mich auch sehr.
Nikolaus Zumbusch:
Und da haben Sie sich von trennen können, trotz dieser engen Verbindung?
Julia Breithor:
Ja, das habe ich. Die Bilder habe ich in Erinnerung und vielleicht ist das auch ein guter Grund, hier zum Penthouse nach Köln zu kommen und selbst durch die Sammlung zu stöbern.
Nikolaus Zumbusch:
Vielen herzlichen Dank für das Gespräch und ein ganz besonderer Dank seitens der Stiftung Findeisen für diese wunderbare Auswahl an Büchern!
Julia Breithor:
Ich habe auch zu danken. Vielen Dank!
*Anmerkung der Redaktion: Für eine verbesserte Lesbarkeit wurde das Transkript des Interviews teilweise redaktionell bearbeitet. Die Aussagen bleiben in ihrem Inhalt unverändert.
Vita Julia Breithor, geb. Ristau
Juni 1975: geboren in Haan, aufgewachsen in Wuppertal
1995 – 1998: Studium zur Kommunikations- und Medienwirtin an der WAM in Dortmund
1998 – 2001: Produktions-Assistentin bei Grey Worldwide in Düsseldorf
2001 – 2015: Executive Producerin bei den Werbeagenturen Ogilvy & Mather, BBDO und BBDO Proximity in Düsseldorf
2015 – 2023: Executive Producerin und Head of Production bei congaz visual media company in Düsseldorf
2024 – heute: Verantwortliche für Marketing und Office Management bei Vertiko in Wuppertal
Abbildung: Oliver und Julia Breithor
»Bücher sind für mich die stille Quelle der Inspiration, die uns dazu anregen, über das Sichtbare hinauszublicken.«